Blaue Augen Band 3 Auflage 3

Die überarbeitete Version von Band 3 erscheint am 21.12.2023 zu Ivans theoretischem, 41 Geburtstag auf Tredition.

Die drei Auflagen von Band 3 im Print nebeneinander auf meinem Schreibtisch.

Klappentext

Sershant Alexei Gromow versucht auf recht eigene Art sein Leben nach dem Abtauchen von Ivan Morosow wieder in den Griff zu bekommen. Er handelt sich dabei Ärger ein, der nicht wirklich weniger wird, als er ihn und die Clique wieder trifft. Da ändert der Besuch seines Bruders Misha in Moskau leider auch nichts daran.

Inhaltshinweise

Dieses Buch enthält fiktive Schilderungen von Erlebnissen, die ggfs. Auslösereiz bei Betroffenen sein können.

Band 3 ist gelb und das ist aus unterschiedlichen Gründen passend.
Gelb ist an und für sich eine hoffnungsvolle, fröhliche Farbe, steht aber auch für Neid, Missgunst und Verrat.
Band 3 thematisiert ein paar Red Flags, also rote Flaggen, aus Band 1 und 2, hat aber auch eigene. Die Beziehung von Alexei und Ivan findet auf ihre Art einen neuen Level, aber es passieren auch andere Dinge, welche die Farbe Gelb rechtfertigen.

Diese homoerotische Liebesgeschichte für Erwachsene enthält unter anderem explizite Inhalte, BDSM (Bondage, CNC, Sensation Play, Tease und Denial, später auch Impact Play), Gewalt (körperlich, psychisch, auch Terrorismus), gesellschaftliche Queerfeindlichkeit, fraglichen Konsens, die Erwähnung von fehlendem Konsens in der Vorgeschichte, Drogenmissbrauch (Alkohol, Rauchen, Mischkonsum von Drogen, Medikamentenmissbrauch), Ableismus innerhalb der Wortwahl der Figuren, anteilig auch Rassismus in Äußerungen und Gedanken und durchaus nicht besonders einfache familiäre Verhältnisse inklusive psychischer Probleme (PTBS, Depression, Trauer nach Todesfall und Vergleichbares).
Eingleisige Gedanken bei Lebensmitteln sind aufgrund des Einkaufszettels (Code mit Insidern zwischen einigen Figuren) durchaus auch möglich

Eingleisige Gedanken bei Lebensmitteln sind aufgrund des Einkaufszettels (Code mit Insidern zwischen einigen Figuren) durchaus auch möglich.

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Möglicherweise ist es ein wenig drüber, aber eigentlich ging es mir auch darum, klarzumachen, worum es in dem Buch mitunter geht.

Leseprobe

Mikhail folgte ihm hinaus auf den Raucherbalkon der WG und bot ihm dann auch gleich seine offene Schachtel an, damit er sich eine herausnehmen konnte. »Ist das Mädchen die Schwester von diesem Max, dass der wegen Nikas Kommentar so hart ausgeflippt ist?«, fragte Misha sofort gezielt nach. »Ist sie wirklich so eine klammernde… ? Ich kann echt nicht wiederholen, was er gesagt hat! Dass der sowas raushauen kann!«

Alexei verneinte. »Die jüngere Schwester seiner Freundin allerdings. Max ist ein Kamerad von mir und zwei Jahre älter als ich.«

»Und wie alt ist das Mädel?«

»Jünger als Amy, die ähnlich alt wie Max sein müsste. Sie kommt in die Clubs und studiert. Arg viel mehr kann ich dir jetzt auch nicht sagen. Sie wohnt wohl seit ein paar Monaten wieder zuhause, weil sie sich von ihrem Freund getrennt hat. Davor haben sie Jahre in New York gelebt, weil ihr Vater im Dunstkreis der UN unterwegs war oder so. Die Schwestern sind auch dort geboren.«

»Damit weißt du sicher mehr über sie als die meisten, die jemanden aus nem Club abgeschleppt haben«, mutmaßte Misha. »Ich persönlich kann’s mir ja null vorstellen, aber nun gut, musst du wissen. Bist alt genug. Dann bist du eben ein anders bunter Streusel als ich.«

Genervt rollte er mit den Augen.

»Ich hoffe mal, ihr habt an Kondome gedacht«, fuhr Mikhail mit seiner Großer-Bruder-Nummer fort und er stöhnte auf.

»Natürlich haben wir das!«, knurrte er. »Stell dir vor: Das erzählen sie uns sogar in der Schule!«

»Ich frag nur, weil Vanya mir erzählt hat, wie schwach und leichtsinnig er bei dir geworden ist«, erklärte er seine Beweggründe grinsend. »Der lässt sich allerdings trotz aller Vorsicht, die er sonst hat, regelmäßig testen.«

Er wandte sich ab, bevor Mikhail sehen konnte, wie sehr er mit seiner Fassung kämpfte. »Aljosha?«, fragte der dennoch.

Erschöpft wischte er sich über sein Gesicht und die Augen, weil ihm Tränen zu kommen drohten. »Hat er dir dann wenigstens erzählt, warum er mich hat fallen lassen? Mir nämlich nicht.«

Alexei hörte seinen Bruder seufzen und in diesem Geräusch steckte mehr Information, als er in den letzten vier Wochen bekommen hatte. Er wandte sich wieder zu Mikhail um und sah in dessen betroffenes Gesicht. Er war sichtlich verunsichert, ob er es Alexei wirklich erzählen konnte und sollte.

»Spuck es aus!«, zischte er ihn an.

»Du hast ihm ne Scheißangst eingejagt, als du ihn in der Küche auf den Boden geworfen hast, hat er mir erzählt«, murmelte Mikhail. »Er ist aber genauso vor sich selbst erschrocken, weil er bei dir wieder einmal die Kontrolle verloren hat und sich auch geschworen hat, dass das nicht mehr vorkommen soll.« Misha seufzte. »Er hat zwar gemeint, dass ihr vor einigen Wochen erst darüber geredet hattet, aber er hatte laut eigener Aussage total unterschätzt, wie es sich bei euch verselbstständigen könnte. Er hatte Angst, dass ihr beide die Kontrolle über die Situation irgendwann völlig verliert und dann gegenseitig ernsthaft verletzt. Also hat er das einzig Sinnvolle getan, was ihm eingefallen ist, und hat Alexander um Rat gefragt.«

An dieser Stelle dämmerte Alexei, woher Misha die wahre Identität von Sanya kannte. »Du kennst ihn noch als seinen festen Freund?«, fragte er fassungslos.

Mikhail nickte bestätigend. »Lass dich von Schubladen und Labeln nicht täuschen, kleiner Bruder«, warnte er. »Den Blödsinn mit ihrem Code haben sie damals schon gemacht und monogam waren sie nie. Deswegen bin ich auch erschrocken, als ich Vanya vor etwas über zwei Jahren in L. A. getroffen habe und er mir erzählt hat, wie er sich fühlt, seit er dich kennengelernt hat. Hat so gar nicht zu ihm gepasst. Im Vergleich zu früher ist er echt ganz schön kleinlaut und zahm geworden. Er treibt es laut eigener Aussage nicht mehr so bunt wie früher, aber Dima hat mich aufgeklärt, wie es wirklich ist. Alexander hat das Bild dann komplettiert.«

»Ich begreife es immer noch nicht«, gab Alexei frustriert zu.

»Er steht auf deine blauen Augen und darauf, den gefährlichen Speznas mit der schwarzen Uniform zähmen zu können, hat aber unterschätzt, dass das gewaltig für ihn nach hinten losgehen kann, wenn er sich nicht genug im Griff hat«, versuchte Misha konkreter zu werden. »Alexander hat ihm geraten, die Bremse reinzuhauen, bevor es völlig eskaliert, weil das alles so schnell gegangen ist. Du bist nach deiner Rückkehr vom Stützpunkt und all dem, was davor und dort passierte ja quasi direkt zu ihm gezogen und ihr seid, ohne wirklich irgendwelche Spielregeln für euch besprochen zu haben, sozusagen von null auf hundert. Hätte er nicht gebremst, wärt ihr wahrscheinlich längst ins Schleudern geraten und gegen die Felswand oder über die Klippe gefahren.«

Irritiert von der Metapher sah Alexei seinen älteren Bruder an, drückte seine Zigarette aus und seufzte.

»Alexander hat mir erzählt, dass du quasi seit längerem schon dauernd wütend auf Vanya warst, er aber nicht dahinter gekommen ist, weshalb«, schnitt Misha das nächste Thema an. »Magst du es mir erzählen?«

Alexei schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Ich bekomme es nicht in Worte gefasst.«

»Versuche es doch wenigstens mal!«, forderte Mikhail ihn auf und bot ihm noch eine Zigarette an. »So schwer kann das doch nicht sein!«

»Er hat mehr Erfahrung als ich und hat seinen Lebenswandel komplett verändert, nachdem er mich getroffen hat«, fing er aufgewühlt an. »Es macht mir eine Scheißangst, diese Macht über ihn gehabt zu haben und ich habe mich die ganze Zeit davor gefürchtet, dass er sich doch irgendwann mit mir langweilen wird und mich zu hassen anfängt. Dann erfahre ich nach und mach die unterschiedlichsten Dinge. Zum Beispiel, dass er hin und wieder, wenn es nicht mehr anders geht, Sex mit Alexander hat, weil er der Einzige ist, dem er genug dafür vertrauen kann und so.«

Mikhail brauchte einen Moment, bis er es begriff. Unpassenderweise begann er zu lachen.

Was zur Hölle ist denn jetzt daran komisch?, dachte er aufgebracht.

»Du bist eifersüchtig auf Alexander?«, fragte er prustend. »Vanya hat ihn wegen dir verlassen!«

»Bitte was?«, fuhr Alexei seinen Bruder an und stand wie vom Donner gerührt da.

»Die haben ihre komische Beziehung wirklich sehr lang geführt«, berichtete Misha. »Ganz voneinander losgekommen sind sie deswegen wohl auch nie. Alexander hat mir erzählt, dass sie sich gestritten haben, bevor Vanya zu Katyas Hochzeit gefahren und der hinterher dann bei ihm angekrochen gekommen ist, um von eurer Begegnung zu erzählen. Danach waren sie wohl erstmal durch miteinander.«

Manche der Aussagen begannen jetzt endlich mehr Sinn zu machen. Vor allem Sanyas. »Ich werde verrückt«, stieß er fassungslos aus. Er schluckte gegen einen Kloß im Hals an. Das Atmen fiel Alexei auf einmal schwer. Ihm wurde seltsam schlecht. Seufzend schloss er die Augen, die gefährlich zu brennen angefangen hatten.

»Aljosha?«, fragte Misha ihn besorgt.

»Kannst du mich mal ein paar Minuten allein lassen, bitte?«, bat er tonlos. »Ich muss das erstmal verdauen!«

»Klar«, erwiderte sein Bruder und legte die Zigaretten neben den Aschenbecher auf dem kleinen Tisch, bevor er hineinging.

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